29 Mai 2008

fernbalzen

wir erzeugen virtuelle fantasiegestalten, fertigen illusionistische phantombilder voneinander an. wir stellen fragen, deren reiz darin besteht, mitnichten beantwortet zu werden. ja, wir machen uns einen sport daraus, die neugierde des anderen zu wecken und immer weiter zu schüren. wir versuchen, zwischen den zeilen zu lesen, zwischen den wörtern, bald wohl zwischen den buchstaben. wir bemühen uns krampfhaft, den anderen richtig einzuschätzen. und gleichzeitig sind wir akribisch darauf bedacht, nur ja nichts wesentliches von uns selbst zu verraten. was heißt "nichts wesentliches"? gar nichts. nein, das stimmt natürlich nicht. dafür ist es lange schon zu spät. wir wissen um unsere sexuellen neigungen, vorlieben, vorstellungen. und doch, wir haben noch nichts aus unserem leben erzählt, nichts, was den alltag ausmacht.

wir kommunizieren in einem luftleeren raum. wir haben artig gestanden, welcher beruflichen tätigkeit wir nachgehen. das ist alles. wir wissen, dass wir in der gleichen großstadt leben. aber sonst? nichts. es gibt keine anderen menschen um uns. wir wohnen nirgendwo. wir haben nur unsere beiden bildschirme, jeder für sich. und wir haben ein gemeinsames hobby: wir interessieren uns für eine jeweils völlig fremde person. bravo!

erstaunlich, wie wenige worte notwendig sind, um leidenschaft zu entfachen. sie müssen nur richtig gewählt sein und zur rechten zeit kommen. schreiben ist wie küssen, nur ohne lippen. schreiben ist küssen mit dem kopf. schreiben mit dir ist ficken mit dem kopf.


erdbeerblondes
that's it



das postscriptum merkt noch gierig aufmerksam an, dass teile dieses postings bedauerlicherweise nicht auf meinem geistigen auswurf basieren, sondern plagiatorisch zwangsreinkarniert wurden ...(versatzstückquelle wird noch nicht verraten, aber folgt... versprochen... *lächel*)

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Das hast du artig zusammengereimt, mein Succubus.

Überaus trefflich!

Medienkompetenz meets Lebenskunst.
Die Frage ist nun nur: Wie geht´s weiter?


Tröstlich: Vor fünfhundert Jahren schon schrieben sie sich und schickten einander ihre Küsse und Sehnsüchte mit Kutschen oder Tauben.

emmi hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
emmi hat gesagt…

menno... ich dumpfbacke *hmpf*... nochmal:

wahrhaft tröstlich ist ein zauberhafter käsefonduescrabbleabend mit dir, mein lieber *knickskiss* ... die tauben müssen wir ja leider vertrösten... die krümelmonsters hab ja nix übrig gelassen ;-)


zurück zum thema:

eines ist doch gewiss... wer ein abenteuer sucht, erlebt gerade keines. stimmt's?

ist fernbalzen eine entäuschung per se?
ich weis es nicht. ich weis nur, dass das start-/zielkommando des kennenlernens unüblich ist. man startet quasi von der ziellinie weg, und es gibt nur eine richtung: zurück. in die realität. steuert man auf die große ernüchterung zu? kann man das leben, was man schreibt? kann man die vielen bilder ersetzten, die man sich voneinander ausmalt? und, werden sie dahinter zurück bleiben? bleibt lediglich das entmythologisierte, aufgedeckte, entzauberte spiegelbild des anderen vor augen?

sind diese abenteuer am ende doch nur teure abende?


kusskuss
13 - verwirrt

Unknown hat gesagt…

Wir werden sehen.

Die Zeit heilt alle Wunder.

Es kann auch schnell gehen und einfach gut werden: Erinnere dich mal, wie wir zusammenkamen. ;-)

Anonym hat gesagt…

vielleicht hat leidenschaft etwas mit geheimnisvoller distanz zu tun ...
manchmal scheint es besser zu sein, es bleibt bei dem geheimnis..

manchmal entdeckt man einen wunderbaren menschen und manchmal die liebe des lebens...
du schreibst wunderbar Liebes,
dreamchen