31 Januar 2008

grinzzz

Wann kämpft ein Mann um eine Frau? Jedenfalls nicht, wenn bereits die Frau um den Mann kämpft, was meistens der Fall ist, wenn es nur diesen einen Mann, aber zwei Frauen gibt. Er müßte in dem Fall mit sich selber ringen, um sich für eine von beiden zu entscheiden. Ein sehr exotischer Gedanke, wenn man bedenkt, daß Männer zur Kategorie homo oeconomicus gehören: Kraftaufwand, um hinterher genau die Hälfte von dem zu bekommen, was man zu Beginn schon hatte. Vergessen Sie nie: Die Männer, die heute rumlaufen, sind die Söhne von klugen Feiglingen. Das Erfolgsmotto lautet immer noch: Nicht kämpfen, wenns nicht nötig ist. Spart Kraft und Blamage.

Wenn eine Frau also unbedingt möchte, daß ein Mann um sie kämpft, dann muß sie nur die richtigen Voraussetzungen dafür schaffen. Sie muß erstens von ihm begehrt werden, zweitens muß ein Rivale da sein, drittens muß der Preis hoch sein und viertens muß er noch die Chance sehen, sie als Erster zu erreichen. Und sie muß die ökonomischen Gesetzmäßigkeit der Marginalbestimmtheit von Kosten und Nutzen beachten. Kennt jeder, wenn man an das Beispiel des Verdurstenden denkt: für den ersten Schluck Wasser gäbe er Gold und Diamanten. Danach würde er für jeden weiteren nicht mehr soviel geben und wenn der Durst gelöscht ist, dann ist Wasser wieder wertlos (und er will eventuell sein Gold, wenigstens aber die Diamanten wieder zurück). Kurzum: hat man schon viel von etwas, dann ist der Nutzen einer weiteren, zusätzlichen, nicht dringend benötigten Einheit nicht besonders hoch und die Kosten für das Erlangen dieser Einheit bestimmen den Preis aller Einheiten. So, und jetzt ersetzen Sie "Durst" durch "Trieb" und "Wasser" durch "Frau". Wenn Ihnen dann übel wird, haben Sie viel vom ökonomischen Männerdenken verstanden. Wenn Sie also immer noch einen Mann haben wollen, müssen Sie bloß die Gesetze richtig anwenden.

Die erste Voraussetzung ist genau dann leicht zu erfüllen, wenn Sie die einzige Frau weit und breit sind. Sind Sie das nicht, haben Sie ein Problem. Hat er ein Laptop mit Internetzugang, dann haben Sie ein großes Problem, das sich "totale Konkurrenz" nennt. Das läßt sich nur lösen, indem Sie ihren Wert relativ erhöhen, d.h. ein Alleinstellungsmerkmal bekommen, das Sie vor der Austauschbarkeit durch andere schützt. Was das ist, ob gute Figur, Treue, Fruchtbarkeit etc., hängt davon ab, was diesem Mann, der Ihnen gefällt, gefällt. Na ja, es wird schon etwas sein, das auch anderen Männern gefällt. (Ist das nicht so, haben Sie mit Sicherheit einen Patienten vor sich, keinen potentiellen Partner.) Damit sind wir bei der zweiten Voraussetzung, dem rivalisierenden Mitbieter. Kein Mitbieter, kein Markt und damit keine ökonomischen Gesetzmäßigkeiten. Klassisches Beispiel ist der Harem: ein Nachfrager bei reichlich Angebot. Das war ökonomisch pervers und wurde daher obsolet, weil man neben dem Problem des abnehmenden Grenznutzens zwei neue Probleme bekam - ein Ernährungsproblem und ein Kontrollproblem. Aber das Modell war beliebt. Zurück zum Markt. Der erstrebte Mann muß also einen Mitbieter präsentiert bekommen. Aber Vorsicht: Läßt sich eine Frau eng! auf den Mitbieter ein, wird der plötzlich zum Vorbesitzer und die Frau zum Second-Hand-Angebot. Das ist ökonomisch gesehen ein ganz anderer Markt. Da möchte ich lieber nicht drauf eingehen. Dann ist die Sache nämlich vorbei, weil sich die vierte Voraussetzung nicht mehr erfüllen läßt - der Erste, d.h. der Sieger zu sein. "Okay, dann such ich mir eben ne andere Kuh!" sagte der unterlegene Hirsch zum röhrenden Platzhirsch. "Die will ich auch gar nicht mehr!" Und verschwand im Wald.

Diese Reaktion gilt es also zu vermeiden, indem man das Angebot (sich selbst) schwierig, aber immer noch erreichbar macht. Damit sind wir bei der dritten Voraussetzung, dem steigenden Preis. Hier ist mit "schwierig" jetzt "teuer" gemeint. Das mit dem Preis ist übrigens das Unökonomischste an der ganzen Sache. Denn Preis ist das, was man aufwendet, Wert ist das, was man dafür bekommt. Jetzt wird's bei Männern komisch: beobachten Sie mal, wann die am liebsten Aktien kaufen. Immer dann, wenn das Zeug teurer wird. Wird es jeden Tag billiger, verdirbt es denen den Appetit auf Zukäufe. Bescheuert, nicht wahr? Das läßt sich aber wie folgt erklären: Der Preis steigt, weil immer mehr Mitbewerber dasselbe Zeug haben wollen, andere es aber nur zögerlich hergeben. Durch die bloße Tatsache, daß andere es auch wollen, fühlen wir uns schon sicher, weil es uns die Angst nimmt, allein als Depp dazustehen. Den Aufpreis (über den Wert) zahlen wir für das "gute Gefühl". Wenn es ihn richtig was gekostet hat, Sie zu bekommen. Dann wird er es auch wertvoll und stolz behandeln. Wie lange? Hängt leider vom künftigen Markt ab. Aber mit sowas kennen Sie sich ja jetzt aus.

MATTHIAS SCHMITZ, IM MÄRZ 2007

5 Kommentare:

Don de Marco hat gesagt…

Sehr amüsiert ...

Hmmmm. Bin auch ein Spieler. Liebe sehr die Theorie. Was wäre, wenn man Gedanken isoliert zu Ende denkt. Zu welcher Erkenntnis kommt man. Süßes Spiel.

Was aber nun, wenn die Frau das Salz in der Suppe jenes großen Durstes/Wassers wäre, und die Ökonomie des Herzens sich nicht beschreiben ließe?

Dann stehen wir da. Mitten im Leben und sind ratlos und einfach glücklich. Auch wenn sich dies nicht logisch beweisen lässt.

emmi hat gesagt…

die frage "wann kämpft ein mann um eine frau" ist sehr "isoliert" betrachtet *find*

bei dem wort erkenntnis bin ich immer sofort bei kant... erfahrung -> erkenntnis... kategorischer imperativ *lächel*

salz in der suppe *schmunzel* ... um beim ursprünglichen vergleich zu bleiben... in der wüste schreit man schlicht nach wasser... oder kannst du dir nen verdurstenden vorstellen, der mit letzter kraft "oase" fleht?

logisch beweisen? *lächel* ... am faszinierenden ist doch alles, was wir (noch) nicht fassbar, erklärbar, beweisbar, gesetzmäßig machen können... träume. glauben. gott. primzahlen ;-)

emmi hat gesagt…

migrationshintergrund für schlechtes deutsch geltend mach *münchnerin*

Anonym hat gesagt…

Hallo 13,

jetzt muss ich also doch nochmal wollen (Kant):-)

Das isolierte betrachten ist eine Spezialität der Volkswirtschaft. Methodisch machen die "ceteris paribus". Das heisst, eine Variable wird "isoliert" und variiert, während alle anderen konstant gesetzt werden. Entspricht dann dem mechanistischen Weltbild. Geht für Dinge und Sachen sicherlich. Fahr ich mit dem Auto auf ne Wand zu, und setzte die Wand konstant, dann ... Angewandt auf komplexere Sachverhalte, wie Menschliches und Allzumenschliches hat es dann die lesbare Komik. Ist aber für den Erkenntnisgewinn doch eher (sehr) dünn.

Wenn ich dann Kant weiterdenke, komm ich zu den systemischen Ansätzen. Struktur -> Handlung -> Struktur. Das ist dann wieder die Aufwärtsspirale des Lebens. Anschlussfähigkeit und so. Hier wird es dann bei Luhmann ("Liebe als Passion") doch recht aufschlussreich UND reich.

Kant's kategorischer Imperativ ist dann so wie ich das verstanden habe das "metaphysische Trostpflaster". Also ein begrenzender Notbehelf. Aber seit Nietzsche leben wir "höheren Menschen" ja jenseits von gut und böse. Und da er Gott getötet hat, musste er ja wahnsinnig werden. Kein Trost - der Arme.

Insgesamt ist also die Metaphysik der zentrale Teil. Wenn Du Gott erfahren hast, wirst Du weder wahnsinnig, noch in Deiner Erkenntnis eingeschränkt. Noch hast Du Begrenzungen Dinge zu erreichen, nur weil Du sie noch nicht erfahren hast. Du bist dann frei. Also ich genieße das doch sehr :-)

Dann verliert aber die volkswirtschaftlich Theorie, das Denken in zwischenmenschlichem Nutzen absolut an Aussagekraft. Sie wird lächerlich und Dada. Deswegen komisch. Das Spiel funktioniert nämlich umgekehrt. Je mehr Liebe Du Deinen Mitmenschen schenkst, desto mehr kommt wieder auf Dich zurück. Der Schlüssel ist also das bedingungslose geben/schenken wollen von Liebe (unter anderem) - und nicht bekommen wollen. Das ist glaub ich der grundsätzliche Denkfehler in mordernen westlichen Gesellschaften.

Zur ursprünglichen Frage. Gut. Das Kämpfen gehört zu den steinzeitlichen Balzritualen. Da stehen Frauen ziemlich drauf. Und wir sind natürlich noch nicht viel weiter. Dafür haben sich die Motive und Methoden vielleicht etwas verändert. Früher war es nur der Trieb, aber seit es die Rentenversicherung gibt, ist es natürlich möglich, auf geistige und emotionale Motive abzuheben. Damit eben auch auf Liebe. Und hier wird es unerklärbar - für den Moment. Später dann schon offensichtlich. Der "ökonomische Wert" der begehrten Frau besteht dann darin, das eigene Denken und Fühlen in ihr wiederzuerkenen und hier eine Aufwärtsspirale zu formen. Weil ich emotional nicht tiefer (höher) komme, brauche ich den Anschluß in der Frau, in der Seele der Frau, in der Liebe ... Und das macht mich dann reich, weil ich selber immer mehr werde. Vielleicht eine Art "metaphysische Ökonomie", die zur Harmonie, zur Vollendung in der köstlichen Quelle führt (frei/analog nach Herrn Arschloch weitergedacht):

Ja. Und dann sind wir wieder bei der Quelle, dem Durst und dem Salz in der Suppe. Allgemein hast sicherlich recht mit dem Wasser und dem verdursten (Steinzeit). Ich seh das aber etwas anders. Wenn ich am verdursten bin, schrei ich mindestens nach Oase oder gleich nach dem Paradies. Weil wenn ich mich aufraffe, dann für richtige Ziele. Sonst bring ich keine Energie auf, weil ich eh langsam sterbe ... und dann bitte doch lieber gleich, damit ich das Elend nicht mit anschaun muss :-)

Ja und mit der Erklärbarkeit bin ich bei Glauben und Gott schon angekommen. Bei Träumen scheint es mir so. Bei Primzahlen bin ich ratlos :-)

Fasziniert war ich in letzter Zeit von den Blicken mancher Frauen. Wenn Du ihnen in die Augen schaust und siehst eine dunkle, schier unendliche Tiefe ... so brilliant und hell im dunkeln und reich und versprechend - kosmisch! Da bin ich dann hin und weg und sage mir: Nee, das will ich nie verstehen und erklären, weil es auch gar keinen Sinn macht. Das will ich nicht erklären, nur fühlen und dort zu Hause sein. Egal wo dies sein wird... Aber mit ihr ist der Ort sowieso egal. Ist aber nur So'n Gefühl ...

emmi hat gesagt…

mmmmmh... das ist ja eine ganze kommentarschatzkiste :-)

*strahl*